Matthias Bonitz
Der
Tschao-Yang Palast
Chinesische
Nachdichtungen von: Klabund
für:
Sopran & Chor
Orchester
2005 /2006
IMPROVISATION
Li-tai-Pe
Nachdichtung von:
Klabund
Chor:
Wolke Kleid
Und Blume ihr Gesicht.
Wohlgerüche wehn,
Verliebter Frühling!
Wird sie auf dem Berge stehn,
Wage ich den Aufstieg nicht.
Wenn sie sich dem Monde weiht
Bin ich weit,
Verliebter Frühling...
Der Tschao-Yang Palast im Frühling
Li-tai-Pe
Nachdichtung von:
Klabund
Chor:
Nun drückt der Schnee nicht
mehr die Birnenzweige
Der Frühlingswind erwacht im
Weidenstrauch.
Der Vogel Yng stimmt
seinehelle Geige,
Die Schwalbe fliegt vom Dach
wie grauer Rauch.
In Nacht selbst ist die Sonne
noch vergossen,
Wie Wein verschüttet aus dem Überfluß.
Die Frauen sind gleich Blumen
neu erschlossen,
Daß selbst der Mandarin
erbeben muß.
Im Abenddunst verglüht des
Wächters Panzer.
Der Morgen ist ja noch so
meilenfern.
Und seiner fernsten Wolke
Wiederglanz
Erhöht die Freuden unsres
jungen Herrn.
Die Blumen öffnen ihre Kelche
lüstDie Frauen senken die gefärbten Braun.
Im Morgenrot, im blauen Saale
knistern
Die Seidentänze kaiserlicher
Fraun.
Die schönsten Mädchen gehen am
kaiserlichen Wagen,
Sie treten singend aus
geheimem Tor.
Wer ist die Schönste, daß wir
sie zur Sänfte tragen?
Es ist Si-Schy im
silbergrünem Flor.
Ich neige meine Stirne tief
zur Erde,
Daß sie durch ihres Kleides
Saum beseligt werde…
Im Garten taumeln in den
frischgefallnen Blütenschnee
Einsam entrückt zwei junge
Liebende.
SI – SCHY
Li-tai-Pe
Nachdichtung von:
Klabund
Lotosblüten wehen
an die Balustrade. Der Kaiser ruht auf weichen Diwan, fett und satt.
Si-Schy schwebt tanzend vor
ihm wie ein Wind,
Die Anmut selbst und ein
laszives Kind.
Nun hält sie inne, lächelt,
fühlt sich matt
Und schmiegt sich seufzend an
den Diwanrand von Yade.
Sopran:
1. Rezitativ:
„Ich bin noch keine Frau, bin
nur ein Mädchen. Soll ein Löwe eine Blume lieben?
Seien Sie nur eine Vase, in
die man eine Blume stellt für einige Stunden.
Soll ich Ihnen „Das
Blumenschiff“ unseres großen lyrischen Meisters Su-Tung-Po rezitieren?“
Das Blumenschiff
Su-tung-po
Im Meere hinter
Brandungsschaum und Riff
Schwimmt wie ein Kormoran das
Blumenschiff.
Ich bin nicht gegen seinen Duft gefeit.
Ich heb den Arm. Das Schiff
ist allzu weit.
Mimosen hängen traubengleich am Bug.
Ein Fächer schlägt den Takt
zum Ruderzug.
Ich werfe eine Blume in das Meer,
Die treibt nun auf den Wellen hin
und her.
Vielleicht, dass, wenn der Wind sich abends
dreht,
Er meine Blume bis zur Barke
weht…
Chor:
Die unendliche Woge
(Unbekannt)
Wie des Meeres Wellen
Auf und nieder wellen:
Also wogt unendlich mein
Verlangen,
Dich zu fangen, zu umfangen.
Wie entflieh ich meinem Wahne?
Neige ich mich aus dem Kahne:
Immer seh den einzigen
Gedanken
Ich im Meere auf und nieder
schwanken.
Sopran
+ Chor:
Auf dem Flusse Tschu
(Thu-fu)
Blick ich aus dem blassen
Kahne
Nieder in die Wasserwildnis:
Zwischen Schilf und
Wolkenfahne
Schwimmt des Mondes goldnes
Bildnis.
So in meiner Seele funkelt
Die Geliebte groß und
prächtig.
Sonne tags den Mond
verdunkelt:
Riesig strahlt er
mitternächtig.
Chor:
Die Kaiserin
Li-tai-Pe
Nachdichtung von:
Klabund
Die Yadetreppe glitzert weiß
von Tau.
Es streift das schleppende
Gewand der hohen Frau die tropfen leise ab.
Sie schattet mit der linken
ihr Gesicht,
Weil durch den Pavillon der
Mondstrahl bricht.
Sie schlägt den Perlenteppich hinter sich
zusammen.
Es rauscht ein Wasserfall im Mondlicht
nieder.
Verrieselt. Über ihre
schlanken Glieder
Zuckt grell des ersten Frostes
Kälteschauer. –
Gefüllt mit einer unklagbaren
Trauer
Betrachtet sie des Herbstes
milde Flammen.
Sopran:
2. Rezitativ
Wie könnt`ich jene Nacht
vergessen, da ich zum Ersten Mal Euch sah…
Der Silberreiher
Li-tai-Pe
Nachdichtung von:
Klabund
Im Herbst kreist einsam übern
grauen Weiher
Von Schnee bereift ein alter
Silberreiher.
Ich stehe einsam an des
Weihers Strand,
Die Hand am Blick, und äuge
stumm ins Land.
Mond der Kindheit
Li-tai-Pe
Nachdichtung von:
Klabund
Als ich ein Kind war, schien
der Mond mir rundes Gold,
Das wie ein Spiegel leicht am
Rand der Wolken rollt.
Drin zogen Geister groß mit Seidenfahnen,
Zimtbäume ließen Süßigkeiten
ahnen,
Der gelbe Hase braute
treffliche Getränke.
Der Mann im Mond saß bei ihm
in der Schenke,
Bis einst der Drache
Mond und Mann verschlang,
Und Nacht wie dunkle Trauer
niedersank.
Neun schlimme Vögel sind dabei, die Sterne aufzupicken.
Die Götter lagern traurig auf
den Wolken, nicken
Und wiegen sich in
sturmgepeitschten Böten.
Wer wird die schlimmen Vögel
töten? –
Doch wenn der Mond von Nacht zu Nacht
entschwand
Und endlich nur als schmaler
Strich am Himmel stand,
War er ein Dolch, den ich mir
in die Seite stieß,
Weil mich die Angst um dieses
Leben nicht verließ.
Sopran + Chor:
Tempel der
Einsamkeit
(Unbekannt)
Heilige Stille, die mich hier
umfängt
Wie die Mutter ihren Sohn.
Nur der Glocke und des Stromes
Ton
Schwanken sanft, ein Zweig,
mit Tau behängt.
Dicht am Wasser die Pagode
Überragt den Mond,
Der im Strome trohnt,
Welcher singt wie Pe-ya`s Ode.
Schweigen will ich künftig,
Denn die Worte sind wie
billige Perlen.
Heilige Fichten! Heilige
Erlen!
Schweigen will ich mit Euch
künftig!
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